Das gefährliche Schweigen über Ehe und Sex (Teil 2)

Ein vorheriger Blogeintrag hat sich mit vier folgenschweren Entwicklungen auseinandergesetzt, die zu einer Neudefinierung der Ehe in den letzten Jahrzehnten beigetragen haben: Geburtenkontrolle und Verhütungsmittel, Ehescheidung, fortschrittliche Reproduktionsmedizin und nichteheliche Lebensgemeinschaften (Kohabitation). Albert Mohler nennt diese vier Entwicklungen in seinem 2015 bei Nelson Books erschienen Buch We Cannot be Silent: Speaking Truth to a Culture Redefining Sex, Marriage, and the Very Meaning of Right and Wrong (dt. „Wir können nicht schweigen: Die Wahrheit reden in einer Kultur, die Sexualität, Ehe und die Bedeutung von richtig und falsch neudefiniert”). Wie Mohler deutlich macht, hat die evangelikale Christenheit oftmals zu diesen Entwicklungen im Bereich Ehe und Sexualität geschwiegen, was zu den schwerwiegenden Folgen beigetragen hat.

Dieser Blogeintrag geht auf die zweite von Mohler angesprochenen folgenschweren Entwicklungen ein: die Einführung der „einvernehmlichen Ehescheidung“. Mohler verweist darauf, wie man in den letzten 50 Jahren anfing, die Ehe nicht mehr als einen heiligen Bund vor Gott zu verstehen, sondern fortan sie als einen blossen Vertrag sah. Die Ehe wurde zu einem Vertrag wie jeder andere umdefiniert, der nur so lange gültig ist, wie beide Parteien gleichermassen sich dem Vertrag verbunden fühlen (S. 23). Das war tatsächlich ein Umdenken über die Ehe, denn, wie Mohler aufzeigt, war die Ehe in der westlichen Welt fest verankert in dem biblischen Verständnis der Ehe als einen Bund.

„Wie auch Geburtenkontrolle war Scheidung für die meisten Christen über die gesamte Geschichte der christlichen Kirche hinweg unvorstellbar. Wo sie rechtlich möglich war, war es nur unter strengsten Bedingungen, in denen Schuld (normalerweise Ehebruch) einer der beiden Parteien zugesprochen werden musste, dass eine Scheidung gerechtfertigt werden konnte. . . . Aber diese umständlichen rechtlichen Prozesse hatten ihren Zweck. Sie sollten den Wert der Ehe und das Unglück aufzeigen, das jede eheliche Zerrüttung darstellt.“

Aber die Einführung des sogenannten „Zerrüttungsprinzips“ sollte fortan eine „einvernehmliche Scheidung“ im Gegensatz zu einer „Verschuldensscheidung“ möglich machen (in Österreich 1978; in Deutschland 1976).

„In den 1960ern [in den USA] führten die Bemühungen, die Ehescheidung einfacher zu machen und das Stigma und den Schmerz des gerichtlichen Prozesses zu beseitigen, zu der Entwicklung der nun als ‚no-fault divorce‘ bekannten Scheidung (dt. „einvernehmliche Scheidung“). No-fault divorce wurde verkauft als eine humane Bemühung, Ehen aufzuheben, die als ‚unrückgängig zerbrochen‘ erklärt wurden, ohne das bis dahin notwendige Gerichtsverfahren, die schmerzhaften Zeugenbefragungen und eine Schuldzuweisung.“ (S. 22)

Wie Mohler weiter erklärt, führte diese Entwicklung dazu, dass die Scheidungsrate durch die Decke ging, was zu Krankheitsbildern und gesellschaftlichen Problemen führte, die die ‚humanen‘ Befürworter der einvernehmlichen Scheidung entweder nicht vorhergesehen oder nicht ausreichend durchdacht hatten (S. 23). Hier sind natürlich insbesondere die folgenschweren Auswirkungen auf die Kinder zu bedenken.

Ohne Frage ist die „einvernehmliche Scheidung“ nicht mit dem biblischen Verständnis von der Ehe als einen Bund zu vereinbaren, der im Kern des Evangeliums liegt (S. 23). Mohler findet hier sehr deutliche Worte dafür, dass die Evangelikalen nicht klarere Position bezogen haben:

„Um die Angelegenheit so klar wie nur möglich auf den Punkt zu bringen: der Verzicht auf Verantwortlichkeit bei Ehescheidungen, hat dazu geführt, dass die Evangelikalen ihre Glaubwürdigkeit verloren haben, bei den großen Themen von Sexualität und Ehe mitzureden.“ (S. 25)

Wie Mohler aufrichtig schlussfolgert, müssen wir Evangelikalen uns eingestehen, dass Ehescheidung bei weiten mehr Leben schaden und bei weitem mehr Leid anrichten wird als gleichgeschlechtliche Ehen (S. 25).

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